Mit Liebe gesät – oder: Wie alles begann
Der Lehrer Bernhard Cronberger war der Erste, der in Frankfurt die neue Idee der Anlage von Schrebergärten aufgriff und in die Tat umsetzte. Gemeinsam mit einem Kreis gleichgesinnter Bornheimer Bürger, die sich ihm im Jahre 1898 anschlossen, traf er die nötigen Vorbereitungen und räumte mancherlei Schwierigkeiten aus dem Weg. Am 8. April 1899 war es dann endlich soweit: Unter Leitung von Cronberger erfolgte die Gründung des neuen Frankfurter Kleingärtnervereins. Durch Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Frankfurt erlangte dieser am 19. September 1901 seine Rechtsfähigkeit. Er trug zunächst den Namen „Verein zur Förderung des Kleingartenbaues“ und wurde dann im Jahre 1933 umbenannt in „Kleingärtnerverein Cronberger e. V.“.
Eine bewegte Entwicklung – mit einer Idee, die Früchte trägt
„Gerade den Gartenbau in nächster Nähe der Großstadt zu fördern und seine praktische Ausübung möglichst vielen zugänglich zu machen, (…), das ist eine in jeder Beziehung so wichtige Aufgabe…“
Mit diesen Worten umschrieb Bernhard Cronberger seine Beweggründe, in Frankfurt einen Kleingärtnerverein ins Leben zu rufen. Er suchte einen Weg für all die, die in der Stadt wohnten, kein eigenes Stück Land besaßen, hart arbeiteten und als Ausgleich dafür die Erholung in der Natur verdient hatten.
Nur kurzer Zeit nach dem ersten Spatenstich waren auf dem von der Stadt Frankfurt gepachteten Gelände in der Dortelweiler Straße bereits 34 Gärten parzelliert und den Bewerbern zugeteilt. Am 2. Juni 1899 stand die Gründungsanlage 1 fertig da, die sich aufgrund der großen Nachfrage in den folgenden Jahren sukzessive erweiterte. Als sie an ihre räumlichen Grenzen stieß, wurden immer weitere Anlagen im nördlichen Stadtgebiet Frankfurts aufgebaut. Einige von ihnen mussten wegen äußeren Umständen wie städtebaulicher Maßnahmen und Autobahnbau wieder aufgegeben oder verkleinert werden, andere kamen neu hinzu. Zudem überstand der KGV Cronberger zwei Weltkriege. Die letzten drei Anlagen sind seit 1985 erschlossen. Seitdem umfasst der Verein 13 Anlagen mit aktuell rund 600 Gärten.
Großes Engagement für die Mitglieder
Bernhard Cronberger war ein Mann der Tat – und von der Idee des Kleingartens begeistert. Von der ersten Stunde seines Bestehens hat sich der Verein in hohem Maße für seine Mitglieder engagiert und damit bis heute Zeichen gesetzt. So wurden von Beginn an Vorträge gehalten und eine Bibliothek mit diversen Fachbüchern aufgebaut, um den Gartenfreundinnen und Gartenfreunden die neuesten Erkenntnisse im Obst- und Gartenbau zu vermitteln. Bereits im dritten Geschäftsjahr gab es eine eigene Vereinszeitschrift, die den Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurde und die bis heute nach verschiedenen Weiterentwicklungen unter dem Namen „Der Hessische Kleingärtner“ existiert. Auch die Geselligkeit kam nie zu kurz: Die jährlich stattfindenden Sommer- und Erntefeste, auf denen alle miteinander feierten, erfreuten sich von Anfang an großer Beliebtheit und stärkten das Miteinander – ebenso wie vielfältige Gemeinschaftsaktionen, um die Anlagen weiter auszubauen und noch schöner zu gestalten. Dieser Teamgeist ist bis heute eine wichtige tragende Säule des KGV Cronberger.
In voller Blüte: der Kleingarten im Wandel der Zeit
„Wieviel genußreiche Stunden, wieviel Lust und Freude gewährt uns unser Garten, den wir mit eigener Hand umgegraben, gerecht, besät und bepflanzt haben.“
So schrieb es Bernhard Cronberger in dem ersten Jahresbericht des Vereins – und seine Worte haben bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Zwar hat sich das Bild des Kleingartens seit Gründung der Cronberger Anlage geändert. Am Anfang war es ein Nutzgarten, eine Bereicherung für die Küche und eine Entlastung des Haushaltsgeldes. Heute spielt der Erholungs- und Freizeitaspekt eine größere Rolle. Doch die Prinzipien der kleingärtnerischen Nutzung, die Freude am Anbau von Obst und Gemüse, der Genuss beim Ernten, Einmachen und Verzehren haben bis heute Bestand. Hinzu kommt der ökologische Mehrwert, indem jeder Pächter durch seine Anpflanzungen und farbenfrohe Gartengestaltung aktiv dazu beiträgt, die „grünen Lungen“ Frankfurts zu pflegen und bewahren. Der Kleingarten hat einen Imagewandel vollzogen. Es ist zeitgemäß geworden, eine Laube zu haben, immer mehr jüngere Menschen entdecken den Garten als Zugewinn in ihrem Leben – und erfreuen sich an all dem, was schon Bernhard Cronberger vor 115 Jahren zum größten Glück erhoben hat.